Eine massive Bebauung mit bis zu vierstöckigen Häusern am Kermisdahl wird es nicht geben. Die Politik lehnt die Pläne der Verwaltung rigoros ab.
Die Verwaltung ist mit dem Versuch, zwischen Stadtbadstraße und Kermisdahl ein Wohnquartier mit drei- und vierstöckigen Häusen zu projektieren, krachend gescheitert. „Die CDU-Fraktion lehnt den vorliegenden Bebauungsplan ab, ist aber für eine kleinteiligere und sensible Bebauung, die dem besonderen Charakter des Gebietes gerecht wird“, hatte Wolfgang Gebing, Fraktionschef der Christdemokraten, den Reigen der Ablehnung im Ausschuss für Kultur und Stadtgestaltung (AKS) eröffnet. Seine Liste für einen neuen Plan war dezidiert und eindeutig: An der Stadtbadstraße Häuser wie auf der gegenüberliegenden Seite, am Kermisdahl maximal zwei Geschosse, Einfamilienhäuser entlang der verlängerten Stadtbadstraße, und für das ganze ein Architektenwettbewerb.
Die Verlängerung Stadtbadstraße lehnte Hedwig-Meyer Wilmes (Grüne) ab, sie wollte auch möglichst keine Bebauung entlang des Kermisdahls, die wilde Uferstücke zerstören würde. Sie begrüßte den Vorschlag der CDU, die Grundstücke für Reihenhäuser auf Erbpacht abzugeben. Das spare den Bauherren Kosten und die Stadt habe weiter Einfluss auf die Gestaltung des Gebietes, hatte Gebing zuvor erläutert. Auch solle die Verwaltung prüfen, so Gebing, ob man die Grundstücke an die GeWoGe Wohnungsgesellschaft geben könne. Heinz Goertz, Unabhängige Klever (UK), zeigte sich erfreut über die Beiträge von CDU und Grünen. Auch die UK lehne die vorgesehene Bebauung ab. Goertz: „Die Planung hat uns sehr verärgert.“
Josef Gietemann (SPD) meinte, dass eine Planung passen müsse: „Der vorliegende Entwurf lässt aber Raum für Verbesserungen. Aber wir stehen ja noch am Beginn der Planungen.“ Daniel Rütter (FDP) lehnte die Verlängerung Stadtbadstraße ab. Der Kanuclub müsse Priorität haben, sagt er. Man könne nicht überall die Stadt verdichten, schon gar nicht an dieser sensiblen Stelle. Rütter begrüßte einen Architektenwettbewerb mit externem Sachverstand und reklamierte Freiflächen für den Königsgarten. Sein Fazit: „Dieser Bebauungsplan ist absolut ungeeignet. Gerade an dieser Stelle können wir uns keine optischen Ausreißer wie andernorts leisten.“
Zuvor hatte Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer den Plan vorgestellt und sich auf die mehrgeschossigen Häuser im Viertel bezogen. Anschließend brach Bürgermeisterin Sonja Northing eine Lanze für den Bebauungsplan, der, im Gegensatz zum versehentlich veröffentlichten Plan, mit der Verwaltungsspitze abgestimmt sei. Kleve wachse und blühe und dem müsse man mit zusätzlichem Wohnraum Rechnung tragen. Auch solle man an den sozialen Wohnungsbau denken, so die Bürgermeisterin. Gebing hielt entgegen, man denke sehr wohl an geförderten Wohnraum und verwies auf die neuen Viertel in der Stadt. Meyer-Wilmes meinte süffisant: „Wir möchten eben, dass Kleve auch weiter blüht“.
Für AKS-Vorsitzender Jörg Cosar (CDU) ist der Auftrag an den Bauausschuss eindeutig: Man erwarte eine dezent-sensible Bebauung.
Quelle: RP Online, Matthias Grass, 22.02.2019