Die vierreihig mit Linden bestandene Nassauer Allee führte ab 1653 sehr repräsentativ zum Residenz-Schloss Kleve und verband gleichzeitig die Stadt mit dem Waldpark Alter Tiergarten. Vom Trophäenmal an der Nassauer Allee führte u. a. eine Allee auch in den nahegelegenen Busch. Dort wurde ein Rundplatz angelegt – mittig eine Linde, von dem 8 mit Linden bestandene Achsen in den damaligen Busch führten. Die sternartig angelegten Achsen wurden namengebend für den gesamten Waldparkbereich. Der Platz wurde im 17. Jh. angelegt „zur Beobachtung und Erlegung des Wildes.“ Durch weitere Alleen erschloss sich von hier aus der gesamte „Sternbusch“

Johann Moritz von Nassau-Siegen, befreundet mit dem Kurfürsten in Berlin-Potsdam, ernannt zum Statthalter in Kleve, schuf aus dem kriegszerstörten weiten Klever Land ein bis dahin nicht gekanntes Beispiel von Landesverschönerung. Dazu gehörte auch die inzwischen wiederhergestellte Landmarke „Kiek in de Pot“. Seit 2003 bemüht sich der AK-Kermisdahl in bürgerschaftlichem Engagement um z. T. fast untergegangene, nicht beachtete Parkanlagen vor Ort. Heimat erlebbar machen, historische Spuren in der Landschaft entdecken, Jugendliche und Bürger in vielseitige Projektarbeit einbeziehen schafft Freude und Lebensqualität.

Die ehemals mit verschiedenen Baumarten angelegten Alleen im Sternbusch sind teils auf Klever Stadtgebiet, teils zur Gemeinde Bedburg-Hau gehörend. Die forstliche Bewirtschaftung liegt beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Mit Rücksicht des Forstes auf den vorhandenen Wald-Baumbestand wurden anstelle von Lindenbäumen schattenverträgliche Stechpalmen: „Ilex aquifolium“ gepflanzt. Die immergrüne genügsame Pflanze kommt im Sternbusch immer schon vor und wurde „Baum des Jahres 2021.“

Die „Wiederherstellung des namengebenden zentralen Achsensterns ist im Maßnahmenkatalog Alter Tiergarten 2015 vom Landschaftsarchitekten Achim Röthig benannt.
Die Auswertung historischer Karten, Ortstermine mit Vertretern des Forstes und des LVR-Denkmalamtes sowie aktuelle Vermessungen sind grundlegende Vorgaben. Für einige Jahre wurde das Projekt auf „Eis gelegt“.
Ehrenamtliche Vermessungen im Gelände durch Georg Hüttner, Karl Dieter Haas, Paul Welbers unter Projektleitung von Ludger Baumann und Vorgaben des zuständigen Revierförsters Herrn Joachim Böhmer waren vorausgegangen.

Die mögliche Zusage der Freudenberger Werkstätten GmbH und des Theodor-Brauer-Hauses bei der Wiederherstellung mitzuwirken bestärkte den Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering 2020 einen „Heimatscheck Förderantrag“ an die Bezirksregierung Düsseldorf zu stellen. Der positive Bescheid war das Startzeichen, die notwendigen Arbeiten in Abstimmung mit Forstverwaltung und Denkmalamt-LVR umzusetzen.
Weitere Förderer Alle Sternbuschplatz-Helfer zeigten ein starkes „Wirgefühl mit viel Einsatz“. Das erreichte Ergebnis zum Nutzen unserer historisch so berühmten Parkanlagen und Heimat konnte sich sehen lassen. Die Erinnerung bleibt: an den anstrengenden Einsatz vor Ort ebenso wie an den leckeren selbstgebackenen Apfelkuchen – oder die Würstchen für alle.

Der Achsenstern mit Rundplatz ist so wieder als zentraler und namensgebender Ort im Sternbusch erkennbar und erlebbar. Ein Treffpunkt für Spaziergänger mit und ohne Hund.
Mehr Wissen und Gemeinschaftsarbeit schafft Identität und Heimatgefühl. Mit der Karl-Kisters-Realschule gibt es seit mehr als 10 Jahren einen „Waldprojekttag“ in Theorie und Praxis mit ca. 120 Schülern. Die erste Sternbuschplatz-Probe-Einmessung war 2016/17 eine interessante Schüleraufgabe.

Aus berechtigter Sorge um genügend Niederschläge für die Neupflanzung in 2020 wurde ein Wässerungsvertrag notwendig. Auch die Nachbar-Gemeinde Bedburg-Hau hat die gepflanzten Ilex fleißig gewässert, was alle Beteiligten sehr freute. Nahe des Platzes befindet sich eine Informationstafel. Dem Ministerium für Bau und Kommunalem, der Sparkasse Rhein-Maas und der Volksbank Kleverland danken wir im Namen von Bürgern und Behörden für gewährte Projektförderung.

Parkbesucher erfreuen sich der wiederhergestellten Strukturen des Sternbuschplatzes und der gepflegten Umgebung.

 

Text: Gerlinde Lensing, Arbeitskreis Kermisdahl im Klevischen Verein, 11.12.2021

Foto: Thomas Velten, Arbeitskreis Kermisdahl im Klevischen Verein, 2020

Grafik: Achim Röthig, Parkpflegewerk Alter Tiergarten / Galleien Kleve, Kleve 2015, S. 35 (Auszug)