Kreisverwaltung, das Museum, möglicherweise Haus der Begegnung Mifgash setzen auf die Stabilität der Endmoräne. Kleve lässt sie lieber prüfen. Es geht nicht nur um die abgerutschte Kaskade. Wenn die Bauverwaltung der Stadt Kleve an den steilen Hang der Endmoräne aus der Eiszeit denkt, sieht sie ihn auf der ganzen städtischen Breite. Wie stabil ist der Hang eigentlich?
Schließlich steht beispielsweise das riesige Gebäude der Kreisverwaltung, das über Jahrzehnte immer weiter ausgebaut wurde, oben gleich an der Kante. Und am Museum Kurhaus kommt die schräge Natur – wie architektonisch von Prof. Walter Nikkels erdacht – direkt durchs Fenster herein. Und das seit 1997. Hat sich nach Sanierung und Erweiterung des Kurhauses die Natur seither bewegt?
Aufgrund der Kenntnisse, die sich aus der Sanierung der Kaskade ergaben, will die Stadt jetzt auf Nummer sicher gehen und hat längerfristige Untersuchungen auf den Weg gebracht. Beobachtet wird die Situation am Hang komplett zwischen Burg und Kurhaus. Mehrere Messstellen auch an der Schwanenburg
„Wir prüfen auch die Stelle oben auf dem Berg, auf dem Haus Mifgash sein Haus der Begegnung errichten will“, sagt Baudezernent Jürgen Rauer auf NRZ-Anfrage. Und selbst rund um die Schwanenburg sind Messstellen angelegt, in Absprache mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes als Eigentümer des in der Schwanenburg ansässigen Land- und Amtsgerichts. „Es ist eher unwahrscheinlich“, so Rauer, dass es dort Setzungen gab. Die Burg steht schließlich seit Jahrhunderten auf ihren 106 Metern über Normalnull, aber sicher ist sicher.
Der Bewuchs wird zu einer zunehmenden Last
„Der Bewuchs wird im Laufe der Zeit zu einer zunehmenden Last“, so der Dezernent. Einerseits hat das Wurzelwerk eine Schutzfunktion, ist Oberflächensicherung und verankert den Hang. Aber die Bäume werden andererseits mit der Größe auch schwerer. Was passiert bei übermäßigem Regeneintrag? Der hatte schließlich auch die Kaskade ins Rutschen gebracht.
Der Prüf-Zyklus wird ausgedehnt
Oberhalb der Kaskade war bereits veranlasst worden, die Höhenentwicklung im Auge zu behalten, erst in kurzen Abständen, monatlich, dann vierteljährlich soll der Prüfzyklus ausgedehnt werden. Wie gut hat die Sanierung nach dem Erdrutsch (und der Beton-Sicherung, wie berichtet) funktioniert?
Bisher ist hier kein Gebäude gefährdet. Mit den Hausbesitzern hatte sich die Stadt „sensibel abgestimmt“. Die Eigentümer des Geländes unmittelbar über den abgesackten Wasserstufen wollen vorsorglich vorläufig einen Anbau nicht nutzen. Die Stadt will einen Sachverständigen in den nächsten zwei Wochen zur Beratung hinzuziehen und sehen, „ob der Gutachter gegebenenfalls zu einer anderen Einschätzung kommt“, so Rauer. In Kürze treffen sich Stadt, der Kreis – als Eigentümer der Kreisverwaltung und Untere Landschaftsbehörde –, der BLB und Anwohner zu weiteren Gesprächen.
Wunsch, vom Burgberg in die Landschaft zu schauen
Bedacht wird auch der Antrag und Wunsch des Klevischen Vereins für Kultur und Geschichte – und sicher vieler anderer Bürger –, vom Burgberg herab den Blick wieder ins Land hinaus werfen zu können, wie ihn Prinz Moritz genossen haben mag. Seit seiner Zeit sind die Gewächse dicht und riesig geworden und versperren die Fernsicht. Also müssten einige Bäume ausgelichtet werden.
„Das geht nicht in einer Hau-Ruck-Aktion, sondern nur in kleinen Schritten“, so Rauer. Eben wegen der Sicherungsfunktion für den Hang. „Wenn man einzelne größere Bäume heraus nimmt, bekommen die kleineren darunter wieder mehr Licht, beginnen nachzuwachsen. Wir wollen keinen Kahlschlag.“
Quelle (Text & Fotos): NRZ, Astrid Hoyer-Holderberg, 28.03.2019