Wie soll sich Kleve weiter entwickeln? Wo darf wie gebaut werden? An diesen Planungen sollen die Einwohner beteiligt werden – in Form von Workshops. Das ist ein Ergebnis der Zukunftswerkstatt von RP und Volksbank Kleverland.
Die Schwanenstadt hat eine enorme Entwicklung hingelegt. Seit der Gründung der Hochschule Rhein-Waal ist die Einwohnerzahl rasant gestiegen, viele Bauvorhaben sind umgesetzt worden, die Stadt hat ein neues Gesicht bekommen. Gleichwohl gilt es, das Erbe der historischen Gartenanlagen zu bewahren, Kleve behutsam zu entwickeln, den Bürgern einen attraktiven Lebensraum zu bieten. Wie kann das gelingen?
Die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt diskutierten intensiv. Entwickler Jan Hendrik Holtfester (Industriepark Kleve Udo Tjaden KG) hielt fest: „Die Stadt möchte sich verändern, weiß aber nicht, in welche Richtung.“ Er empfiehlt, den Fokus auf eine kleinteilige Entwicklung zu legen, die Stadt in Quartiere einzuteilen. CDU-Fraktionschef Wolfgang Gebing kontert: „Wir sind ja keine Weltstadt wie Berlin mit Quartieren von 250.000 Einwohnern.“ Für ihn ist die große Herausforderung der Wohnungsbau.
Heinz Goertz von den Unabhängigen Klevern hält dagegen, dass Stadtentwicklung weit mehr als nur Straßen- und Wohnungsbau umfasse. „Wir brauchen jetzt einen Masterplan. Bis jetzt betrachten wir nur einzelne Aspekte. Vor allem das Klima stellt uns vor Probleme“, sagte er. Auch FDP-Fraktionsmitglied Barend van Ackeren fordert eine Bündelung der Aufgabenstellungen. „Wir brauchen mehr Kommunikation mit den Bürgern. Zumindest empfinden sie es so, dass das zu wenig gemacht wird“, sagt er. Holtfester macht einen Vorschlag: „Unternehmer, Politik und Verwaltung sollten sich einmal im Jahr zusammensetzen, um die Stadtentwicklung zu besprechen.“
Wolfgang Gebing findet, dass die Lokalpolitik oft ungerecht behandelt wird. „Sobald wir etwas umsetzen, gibt es ein Murren. Beim Hallenbad (das durch ein Wohngebiet ersetzt werden soll, Anmerkung d. Red.) murren die Nachbarn. Wenn wir Einwände gegen die Entwicklung von großen Flächen in Nachbargemeinden vorbringen, gibt es dort ein Murren.“ Wiltrud Schnütgen von den Klever Grünen plädiert dafür, Bewährtes weiterzuentwickeln. „Wir haben ein Stadtentwicklungskonzept, das muss jetzt fortgeschrieben werden.“ Die größte Herausforderung sei das Raumproblem. „Wir müssen die ganze Stadt kartieren und nach kleinen Flächen für Wohnbebauung suchen“, fordert sie. Rainer Hoymann vom Klevischen Verein mahnte: „Unser historisches Pfund sind die Parkanlagen. Die dürfen wir nicht zerstören. Und wir müssen die Sichtachsen freihalten.“ Für das Hallenbad-Areal schlug Hoymann einen Architektenwettbewerb vor.
Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer hat eine Vision: „Vielleicht wollen wir sogar den ganz großen Wurf machen und Energie autarke Stadt werden“, sagt er. SPD-Fraktionsmitglied Josef Gietemann blickt voraus bis ins Jahr 2050. „Ich gehe davon aus, dass wir bis dahin eine kommunale Neugliederung bekommen. Bedburg-Hau und Kranenburg sehe ich dann im Speckgürtel von Kleve.“
Alle diese Themen, so kamen die Teilnehmer überein, könnten in einem Werkstattverfahren mit den Bürgern besprochen werden. So wie es einst für die Bebauung der Unterstadt über die Bühne ging. Auf diese Weise könnte es zu einem Bürger-Masterplan für Kleve kommen.
Quelle: RP-Online, Marc Cattelaens, 08.02.2019