Seit sechs Monaten ist das inzwischen zum Denkmal erklärte Grabmal der Familie Hiby verwüstet. Mitglieder der Familie fühlen sich alleine gelassen bei dem Versuch, die zehn Bronzeplatten zu ersetzen.
Sie könnten es sich einfach machen und die zehn gestohlenen bronzenen Grabplatten durch schlichte Plaketten aus weniger kostbarem Material ersetzen. Doch die Familie Werth will es sich nicht einfach machen. Sie weiß um die Besonderheit des von einem bronzenen Engel bewachten Grabmales Hiby-Werth von Bildhauer Carl Janssen, der den Engel und die mit aufwendigen Ornamenten umrandeten Grabplatten 1888 gestaltete. Die Grabstätte ist inzwischen vorläufig in die Denkmalliste eingetragen und unterliegt damit den Bestimmungen des Denkmalschutzes. Doch sonst ist nichts passiert, seitdem das Denkmal vor einem halben Jahr geschändet und geplündert wurde.
„Uns war schnell klar, dass wir das Denkmal wieder in seinem ursprünglichen Zustand herstellen wollen“, sagt Peter Werth als Sprecher der Familie. Doch das wird teuer. Der Münchner beziffert die Kosten für die zehn Platten, ihre Sicherung und Montage auf dem Friedhof auf rund 40.000 Euro, die auf die Familie zukommen. Werth bezieht sich auf eine Rechnung aus 2010 für eine neue Bronzeplatte. „Wir sind bereit, einen großen Teil aufzubringen, aber die komplette Summe ist zu hoch“, sagt Werth.
Die Familie hoffte auf Hilfe – fühlt sich inzwischen aber alleine gelassen. Zwar habe Martin Verhoeven von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt das Grabmal Denkmal vorbildlich schnell unter Schutz gestellt, so dass zumindest Denkmalmittel möglich sind. Doch auf ein Schreiben an Bürgermeisterin Sonja Northing mit Bitte um Hilfe vom 11. Juli gab’s am 24. Juli lediglich eine Eingangsbestätigung und schließlich im September einen Anruf des Technischen Beigeordneten, dass die Stadt dafür keine Mittel im Etat habe, man möge sich doch bitte bei den Klever Geldinstituten bemühen, vielleicht hätten die ja Fördermittel, fasst Werth das Telefonat zusammen. Dabei habe man nicht allein um Geldmittel, sondern vor allem um Hilfe bei der Suche nach Sponsoren gebeten, so Werth.
Auch die Hiby-Stiftung zog sich zurück. (In die hatte Werner Hiby über die Hälfte seines Vermögens und einen Hof in den Galleien zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen gestiftet, erläutert die Familie.) Man habe intensiv, kontrovers und auch emotional diskutiert, aber man müsse sich an die Satzung halten und werde für die Wiederherstellung der Grabplatte von Werner Hiby keine Mittel zur Verfügung stellen, teilte Werner Kuhnen für den Stiftungsvorstand mit. „Dies war für uns eine große Enttäuschung – es geht schließlich nur um eine der zehn Grabplatten“, sagt Peter Werth. Man sei enttäuscht und ein wenig ratlos, wie man fortfahren solle, schließlich gehe es um ein städtisches Denkmal, für dessen Wiederherstellung man etwas mehr Hilfe erwartet habe. „Dass die Stadt keine Gelder im Etat hat, sehen wir ein, aber Hilfe bei der Suche nach Fördermitteln oder Sponsoren wäre schon ein Anfang. Das hatten wir in unserem Brief an die Bürgermeisterin ja auch formuliert“, sagt Werth.
Das sieht Wiltrud Schnütgen vom Klevischen Verein für Kultur und Geschichte ähnlich, die Ratsmitglied der Grünen in Kleve ist. Die Verwaltung sollte zumindest prüfen, was sie anderweitig beitragen kann, sie könne ja auch Kontakte vermitteln. Beispielsweise über Marcel Jansen, den Drittmittelaquisiteur. „Der kann ja auch mal gucken, ob es vielleicht Mittel gibt. Schließlich ist das Hiby-Grabmal das wertvollste Grab auf dem Klever Friedhof und auch stadthistorisch von Bedeutung“, sagt Schnütgen.
Quelle: RP Online, Matthias Grass, 26.09.2018